5 Politische Entwicklung nach 1945

5.4 Der Kalte Krieg

Als Kalten Krieg bezeichnet man einen kriegsähnlichen Zustand ohne direkte Gewaltanwendung. Ziele sind wie bei einem heißen Krieg der Sieg über den Gegner - z. B. Zerstörung seiner Macht, Änderung des Gesellschaftssystems oder zumindest Verringerung seines Einflusses -, die erfolgreiche Behauptung der eigenen Position sowie, den Gegner auf Distanz zu halten. Da jedoch beiden Parteien klar ist, dass es keinen endgültigen Sieg geben kann, wird die Schwelle zum heißen Krieg allenfalls berührt, jedoch nicht überschritten.

Ein wesentliches Merkmal des Kalten Krieges ist das Wettrüsten. Bei Verzicht auf direkte Gewaltanwendung sind wichtige Mittel Propaganda, die Unterstützung von revolutionären bzw. gegenrevolutionären Bewegungen sowie die Subversion, d. h. ein kompromissloses Beharren auf dem eigenen Standpunkt.

Wie bereits in den vorangegangenen Abschnitten dargestellt, standen sich mit den USA und der Sowjetunion zwei vollkommen gegensätzliche Gesellschaftssysteme gegenüber, welche nur durch die Umstände des Zweiten Weltkriegs zur Zusammenarbeit gezwungen wurden. Die Jahre 1945 bis 1947 können als Übergangszeit betrachtet werden, ich welcher sich die internationale Politik zum Kalten Krieg entwickelte. In den Sechziger-Jahren zwang die finanzielle Erschöpfung der Gegner zu Verhandlungen, in deren Folge der Rüstungsabbau begann, dann jedoch wieder stagnierte. Er wurde erst in den Siebziger-Jahren fortgesetzt. Das Ende der DDR und der Zerfall der Sowjetunion bedeuteten auch ein Ende des Kalten Krieges; an dessen Stelle traten Konflikte zwischen den neu entstandenen Kleinstaaten. Im Verlauf des Kalten Krieges gab es zwei Zeitpunkte, zu denen sich der kalte fast zu einem heißen Krieg entwickelt hätte: während des Korea-Krieges (1950-1953) und während der Kuba-Krise 1962.

Die wichtigsten Konfliktherde waren Osteuropa, der östliche Mittelmeerraum bzw. mittlere Osten und Deutschland. In Osteuropa war nach dem Zweiten Weltkrieg eine Neuordnung nötig. In den befreiten osteuropäischen Staaten beeinflusste die Sowjetunion die Regierungsbildung stark in Richtung Kommunismus und behinderte freie Wahlen, was gegen die Beschlüsse der Konferenz von Jalta verstieß. Dadurch entstand ein Satellitengürtel aus der Sowjetunion hörigen Staaten. Für die systematische Abriegelung des sowjetischen Einflussgebietes prägte Churchill die Bezeichnung "Eiserner Vorhang". Zu diesem "Bollwerk" gehörten Polen, Rumänien, Bulgarien, Ungarn und die baltischen Republik. Als die Sowjetunion sich jedoch auch in Richtung Türkei und Griechenland vortastete, war dies Anlass für einen Wandel der US-Politik zu einer Containment-Politik, welche den sowjetischen Einfluss eindämmen und somit eine weitere Expansion verhindern sollte.

Im östlichen Mittelmeerraum fanden sich drei wesentliche Brennpunkte: In der Türkei stellte die Sowjetunion Gebietsansprüche und forderte Stützpunkte, im Iran verzögerte sie den festgelegte Truppenrückzug und forderte stattdessen Öl als Gegenleistung. In beiden Fällen konnten sich die USA durchsetzen. In Griechenland hingegen entbrannte nach mehreren kommunistischen Aufständen ein Bürgerkrieg, welcher von 1946 bis 1949 dauerte.

Der dritte Streitpunkt war die Deutschlandfrage. Insgesamt wurden die USA zunehmend desillusioniert, da sie in den Expansionsbestrebungen der Sowjetunion eine Gefährdung des Friedens und des "One World"-Konzepts sahen. Das US-Engagement in Europa und Vorderasien wurde somit zunehmend zu einem Engagement gegen die Sowjetunion, um ihre Rolle als Supermacht zu demonstrieren. Unterstützung erhielten die USA durch die NATO, welche 1949 gegründet wurde. Die Sowjetunion hingegen wollte ein sozialistisches Europa unter sowjetischer Führung errichten und sah die US-Politik als Bedrohung dieses Ziels. In Reaktion auf das NATO-Bündnis wurde 1955 der Warschauer Pakt geschlossen, welcher einen militärischen Beistandspakt der Ostblockstaaten darstellte.

Die Jahre 1947 und 1948 können, den Kalten Krieg betreffend, als Wendejahre betrachtet werden. 1947 wurde die Truman-Doktrin veröffentlicht. In Bezug auf die bestehenden Konfliktherde zeigte sich Truman der Meinung, dass die Weltlage ein Gegensatz zwischen der freiheitlichen und einer totalitären Lebensform sei. Indirekt stellte die Truman-Doktrin die Sowjetunion als Feindstaat dar, auch wenn sie nie direkt benannt wurde. Die USA müssten nun in dieser Situation ihrer Führungsaufgabe gerecht werden und die Freiheit "aller Völker, die sich bedroht fühlen", finanziell und wirtschaftlich unterstützen. Die Truman-Doktrin wird deshalb auch als "Kriegserklärung des Kalten Krieges" bezeichnet. Die sowjetische Antwort bestand in der Gründung der Kominform, welche die Komintern ersetzen sollte, indem sie die Arbeit der kommunistischen Parteien straff koordinierte.

Die praktische Umsetzung der Truman-Doktrin war der Marschall-Plan, welcher noch im selben Jahr beschlossen wurde. Er sollte vor allem als Wirtschaftsprogramm zur Stabilisierung der europäischen Wirtschaft dienen und beinhaltete das Angebot von günstigen US-Krediten. Diese wurden auch der Sowjetunion angeboten, welche jedoch nach einigem Zögern ablehnte und auch ihren Satellitenstaaten eine Annahme der Kredite untersagte. Wesentliche Ziele des Marschall-Plans waren die Verringerung des sowjetischen Einflusses bei gleichzeitigem Ausbau des eigenen politischen Einflusses auf den Handelsmarkt. Die geförderten Staaten schlossen sich 1948 zur OEEC (Organisation for European Economic Cooperation) zusammen. Sie erhielten in den Jahren 1948 bis 1952 Rohstoffe, Waren und Kapital. Die westlichen deutschen Besatzungszonen erhielten hierbei jedoch vor allem Sachlieferungen wir Baumwolle oder Tabak. Zugleich wurden auch die Reparationsforderungen eingestellt.

BesatzungspolitikDie Gründung der beiden deutschen Staaten

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